Gedankenkarussel: Was man gegen ständiges Grübeln tun kann

Der Begriff „Gedankenkarussell“ beschreibt einen Zustand, in dem sich Gedanken unaufhörlich und oft unkontrolliert im Kreis drehen. Diese Gedanken sind meist sorgenvoll, drehen sich um vergangene Ereignisse oder um Zukunftsängste und wiederholen sich, ohne zu einer Lösung zu führen. Menschen, die in einem Gedankenkarussell gefangen sind, erleben oft innere Unruhe, Schlaflosigkeit und ein starkes Gefühl der Überforderung.

Wer ist betroffen?

Grundsätzlich kann jeder Mensch Phasen erleben, in denen das Gedankenkarussell auf Hochtouren läuft. Besonders betroffen sind jedoch Menschen, die stark gestresst sind, unter Angststörungen leiden oder eine hohe Verantwortung tragen – sei es beruflich oder privat. Auch Personen, die perfektionistisch veranlagt sind, neigen häufiger zu solchen Gedankenschleifen.

Faktoren, die das Gedankenkarussell begünstigen

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Gedankenkarussell in Gang setzen oder verstärken können:

Stress und Überlastung: Ein hoher Stresspegel führt dazu, dass das Gehirn Schwierigkeiten hat, abzuschalten. Die Gedanken kreisen oft um unerledigte Aufgaben, Sorgen und Ängste.

Perfektionismus: Wer hohe Ansprüche an sich selbst stellt, neigt dazu, immer wieder über Fehler und mögliche Verbesserungen nachzudenken, was das Karussell in Gang hält.

Schwierigkeiten, loszulassen: Menschen, die stark kontrollorientiert sind, finden es oft schwer, Dinge einfach geschehen zu lassen. Sie grübeln lange darüber nach, was sie anders hätten machen können oder was in Zukunft passieren könnte.

Schlechte Schlafgewohnheiten: Mangelnder oder unregelmäßiger Schlaf kann dazu führen, dass das Gehirn in einem permanenten Alarmzustand bleibt, was Grübelgedanken verstärkt.

Mental Load

Der Begriff Mental Load beschreibt die unsichtbare, oft unterschätzte geistige Belastung, die durch das permanente Planen, Organisieren und Erinnern im Alltag entsteht. Besonders häufig betrifft das Frauen, die neben ihrem Beruf auch die Hauptverantwortung für Haushalt, Familie und soziale Verpflichtungen tragen. Diese ständige geistige Aktivität führt dazu, dass Betroffene unentwegt an alle anstehenden Aufgaben denken müssen – von der Planung der nächsten Mahlzeiten über die Koordination von Terminen bis hin zu emotionaler Unterstützung anderer.

Im Zusammenhang mit einem Gedankenkarussell spielt Mental Load eine zentrale Rolle. Wenn du viele Verantwortungen jonglierst und ständig an alles gleichzeitig denken musst, kommt dein Geist kaum zur Ruhe. Die Gedanken drehen sich endlos um offene Aufgaben, To-Do-Listen und Sorgen, ob alles rechtzeitig erledigt wird. Das Ergebnis ist oft ein ständiges Grübeln und ein Gefühl der Überforderung.

Das Gedankenkarussell verstärkt den Mental Load zusätzlich: Je mehr du über unerledigte Aufgaben nachdenkst, desto schwerer fällt es, den Kopf freizubekommen. Das kann zu Stress, Schlafproblemen und emotionaler Erschöpfung führen. Mental Load und Gedankenkarussell sind also eng miteinander verbunden und können sich gegenseitig verstärken – ein Teufelskreis, der die mentale Gesundheit stark beeinträchtigt.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es wichtig, Strategien zur Stressbewältigung und zur Priorisierung von Aufgaben zu entwickeln. Dazu gehört auch, Verantwortung zu teilen und bewusste Pausen einzulegen, in denen du wirklich abschalten kannst.

Bedürfnisse von Menschen im Gedankenkarussell

Menschen, die unter einem Gedankenkarussell leiden, haben oft das Bedürfnis nach:

Ruhe und Entspannung: Sie sehnen sich nach innerem Frieden und einem Gefühl der Sicherheit.

Klarheit und Struktur: Sie wollen die Kontrolle über ihre Gedanken zurückgewinnen und suchen nach Wegen, ihre Sorgen konstruktiv zu bearbeiten.

Unterstützung und Verständnis: Oft hilft es Betroffenen, ihre Gedanken mit anderen zu teilen und Zuspruch zu erhalten.

Mögliche Ursachen aus der Kindheit

Die Ursachen für ein ständiges Gedankenkarussell im Erwachsenenalter können oft tief in der Kindheit verwurzelt sein. Unsere frühen Erfahrungen prägen unser Denken, Fühlen und Verhalten nachhaltig. Wenn Menschen im Erwachsenenalter häufig „im Kopf sind“ und ständig grübeln, könnten folgende kindliche Ursachen zugrunde liegen:

Unsicherheit und mangelnde emotionale Sicherheit

Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie keine stabile emotionale Sicherheit erleben, entwickeln oft ein übermäßiges Bedürfnis nach Kontrolle. Wenn Eltern emotional unberechenbar sind oder das Kind keine verlässliche Bindung spüren kann, beginnt es, ständig nach Sicherheit zu suchen – auch in Form von übermäßigem Nachdenken und Grübeln. Diese Kinder lernen, mögliche Gefahren im Voraus zu antizipieren, indem sie sich gedanklich auf alle Eventualitäten vorbereiten.

Hohe Leistungsanforderungen und Perfektionismus

Kinder, die sehr hohe Erwartungen erfüllen müssen – sei es durch Eltern, Schule oder die Gesellschaft –, entwickeln oft einen inneren Kritiker. Dieser Kritiker ist ständig aktiv und bewertet ihre Leistung. Schon in jungen Jahren entsteht die Überzeugung, dass sie nur dann wertvoll sind, wenn sie alles richtig machen. Diese Haltung führt im Erwachsenenalter dazu, dass die Gedanken immer wieder um Fehler, Mängel und die Angst, nicht gut genug zu sein, kreisen.

Überangepasstheit und das Bedürfnis, es allen recht zu machen

Wenn ein Kind oft in die Rolle gedrängt wird, Konflikte zu vermeiden und die Erwartungen anderer zu erfüllen, entwickelt es eine übermäßige Anpassungsbereitschaft. Solche Kinder lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle hintanzustellen und stattdessen gedanklich ständig darüber nachzudenken, wie sie anderen gerecht werden können. Diese Muster setzen sich im Erwachsenenalter fort und manifestieren sich in Grübeleien darüber, wie man wahrgenommen wird oder was man anders machen könnte.

Überbehütende oder kontrollierende Erziehung

Kinder, die in einem stark überbehütenden Umfeld aufwachsen, lernen oft nicht, auf ihre eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen zu vertrauen. Eltern, die übermäßig kontrollieren oder ständig in das Leben des Kindes eingreifen, vermitteln unbewusst die Botschaft, dass die Welt gefährlich ist und dass Fehler katastrophale Folgen haben können. Diese Kinder entwickeln oft ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle, das sich in einem ständigen gedanklichen Abwägen und Grübeln äußert.

Traumatische Erlebnisse und Vernachlässigung

Erlebnisse wie emotionaler oder körperlicher Missbrauch, Verlust oder Vernachlässigung können dazu führen, dass ein Kind in einen permanenten Zustand der Alarmbereitschaft gerät. In solchen Fällen ist das Grübeln eine Überlebensstrategie, um Gefahren zu antizipieren und sich auf mögliche Bedrohungen vorzubereiten. Diese Denkweise kann sich tief im Gehirn verankern und auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben, selbst wenn die ursprünglichen Bedrohungen längst nicht mehr existieren.

Fehlende emotionale Spiegelung und Validierung

Kinder brauchen Eltern oder Bezugspersonen, die ihre Gefühle erkennen und ihnen das Gefühl geben, dass ihre Emotionen wichtig und richtig sind. Wenn Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung jedoch wenig gespiegelt werden – zum Beispiel, wenn Eltern emotionslos oder abwesend sind –, lernen sie, ihre inneren Zustände nicht gut einzuordnen. Sie sind dann auf sich selbst zurückgeworfen und entwickeln den Hang, ihre Gefühle und Gedanken übermäßig zu analysieren, um sie zu verstehen.

Was kann man gegen das Gedankenkarussell tun?

Es gibt verschiedene Strategien, um das Gedankenkarussell zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen:

Achtsamkeit und Meditation: Durch gezielte Atemübungen oder Meditation kann man lernen, die eigenen Gedanken aus einer gewissen Distanz zu betrachten, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen. Je nach dem kann dieser Ansatz aber auch zu noch mehr Gedankenkarussel führen und ist daher nicht für jede Person geeignet.

Schreiben: Gedanken aufzuschreiben, kann helfen, sie zu ordnen und loszulassen. Ein Tagebuch oder eine „Gedankenmüllhalde“ kann ein hilfreiches Ventil sein.

Bewegung: Körperliche Aktivität hilft, das Gedankenkarussell zu unterbrechen. Ein Spaziergang, Yoga oder Sport lenken den Fokus auf den Körper und schaffen eine wohltuende Distanz zu den kreisenden Gedanken.

Strukturierte Problemlösung: Manchmal hilft es, sich Zeit zu nehmen, um Sorgen konkret zu analysieren und in handhabbare Schritte zu zerlegen. So bekommen die Gedanken einen klaren Rahmen, was das endlose Grübeln reduziert.

Soziale Unterstützung: Gespräche mit vertrauten Personen oder professionellen Beratern können helfen, Sorgen zu relativieren und neue Perspektiven zu gewinnen.

Wie kann Shiatsu helfen?

Shiatsu ist eine japanische Körpertherapie, die auf der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) basiert. Durch sanften Druck auf bestimmte Punkte des Körpers, Dehnungen und Rotationen wird der Energiefluss im Körper harmonisiert. Menschen, die unter einem Gedankenkarussell leiden, können durch Shiatsu profitieren, da diese Methode auf mehreren Ebenen wirkt:

Tiefenentspannung: Shiatsu hilft, den Körper in einen Zustand tiefer Entspannung zu versetzen. Durch das Lösen körperlicher Anspannungen beruhigt sich auch der Geist, und das Gedankenkarussell kann langsamer werden oder ganz zum Stillstand kommen.

Erdung: Viele Menschen mit einem starken Gedankenkarussell fühlen sich „im Kopf gefangen“ und verlieren den Bezug zu ihrem Körper. Shiatsu fördert die Erdung, also das Bewusstsein für den eigenen Körper und das Hier und Jetzt. Dies hilft, den Fokus weg von den kreisenden Gedanken hin zu einem ruhigen, stabilen inneren Zustand zu lenken.

Energieausgleich: Laut TCM sind oft Ungleichgewichte im Energiefluss des Körpers für innere Unruhe verantwortlich. Shiatsu unterstützt den Energieausgleich und harmonisiert die Meridiane, was sich positiv auf die emotionale und mentale Balance auswirken kann.

Unterstützung der Selbstregulation: Shiatsu aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers und stärkt das autonome Nervensystem. Dadurch wird es leichter, in stressigen Situationen ruhig und zentriert zu bleiben.

Akupressurpunkte bei Gedankenkarussel

Wenn deine Gedanken ständig kreisen und du nicht zur Ruhe kommst, können bestimmte Akupressurpunkte gezielt dabei helfen, deinen Geist zu beruhigen und das Grübeln zu stoppen. Hier sind einige Punkte, die du selbst anwenden kannst:

1. Yintang (Ex-HN3) – „Drittes Auge“

Dieser Punkt liegt zwischen den Augenbrauen, in der Mitte der Stirn. Yintang wird häufig zur Beruhigung des Geistes und zur Förderung der Entspannung genutzt. Er hilft, mentale Klarheit zu erlangen und übermäßiges Grübeln zu reduzieren.

Anwendung: Drücke sanft mit deinem Finger auf diesen Punkt und halte den Druck für etwa 1-2 Minuten. Du kannst auch kleine kreisende Bewegungen machen, um die Wirkung zu verstärken.

2. Shenmen (Herz 7) – „Tor des Geistes“

Dieser Punkt befindet sich an der Innenseite des Handgelenks, auf der Linie des kleinen Fingers, in einer kleinen Vertiefung. Shenmen ist ein wichtiger Punkt zur Beruhigung des Geistes und zur Linderung von Angst und innerer Unruhe.

Anwendung: Drücke mit deinem Daumen sanft auf den Punkt und halte den Druck für etwa 1-2 Minuten. Wechsle dann zur anderen Hand und wiederhole die Anwendung.

3. Perikard 6 (Neiguan) – „Inneres Tor“

Dieser Punkt liegt etwa drei Fingerbreit oberhalb des Handgelenks, in der Mitte des Unterarms. Er wird häufig zur Linderung von Stress, Nervosität und emotionalen Spannungen verwendet und hilft, den Geist zu beruhigen.

Anwendung: Übe sanften Druck auf diesen Punkt aus und massiere ihn mit kleinen, kreisenden Bewegungen für etwa 1-2 Minuten.

4. Baihui (Du 20) – „Hundert Treffen“

Dieser Punkt befindet sich am höchsten Punkt des Kopfes, auf der Verlängerung der Linie, die über die Spitze der Ohren verläuft. Baihui hilft, den Geist zu klären, fördert geistige Klarheit und wirkt beruhigend.

Anwendung: Lege deine Finger auf diesen Punkt und übe gleichmäßigen Druck aus. Du kannst den Punkt auch sanft massieren, um die Wirkung zu verstärken.

5. Sanyinjiao (Milz 6) – „Drei Yin-Kreuzung“

Dieser Punkt liegt etwa vier Fingerbreit oberhalb des Innenknöchels, an der Innenseite des Beins. Sanyinjiao ist ein vielseitiger Punkt, der beruhigend wirkt, das Nervensystem stärkt und bei emotionaler Instabilität hilft.

Anwendung: Drücke sanft auf den Punkt und massiere ihn kreisend für 1-2 Minuten. Du kannst beide Beine nacheinander behandeln.

Fazit

Das Gedankenkarussell ist für viele Menschen ein belastender Zustand, in dem die Gedanken unaufhörlich kreisen und oft zu Stress, Unruhe und Schlaflosigkeit führen. Die Ursachen können sowohl in aktuellen Lebenssituationen wie Überforderung, Perfektionismus oder Ängsten liegen, aber auch tief in der Kindheit verwurzelt sein. Unsicherheit, übermäßige Leistungsanforderungen, Überbehütung oder traumatische Erfahrungen prägen oft ein tiefes Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit, das sich im ständigen Grübeln manifestiert.

Menschen, die von einem Gedankenkarussell betroffen sind, suchen meist nach innerer Ruhe, Klarheit und emotionaler Stabilität. Methoden wie Achtsamkeit, Bewegung und strukturierte Problemlösungen können helfen, das ständige Grübeln zu reduzieren. Eine besonders ganzheitliche Herangehensweise bietet Shiatsu, eine japanische Körpertherapie, die über den Körper den Geist beruhigt und das Nervensystem harmonisiert. Shiatsu stärkt die Verbindung zum eigenen Körper, löst Spannungen und fördert die Selbstregulation – alles wichtige Faktoren, um das Gedankenkarussell zum Stillstand zu bringen.

Letztlich ist es möglich, aus dem Kopf heraus und ins Fühlen zu kommen. Wer lernt, dem Körper und seinen Empfindungen mehr Raum zu geben, findet oft auch zu einem ruhigeren und ausgeglicheneren Geisteszustand zurück. Shiatsu kann dabei ein wertvoller Wegbegleiter sein, um innere Balance zu finden und das Gedankenkarussell zu verlassen.

Severin Camenisch Körpertherapie und Shiatsu in Pfäffikon ZH

Über Severin Camenisch

Als Komplementärtherapeut mit Branchenzertifikat OdA KT und Mitglied beim Shiatsuverband verbinde ich westliche Therapieansätze mit fernöstlicher Heilkunst.

Die Integration von Shiatsu mit körpertherapeutischen Ansätzen bietet eine ganzheitliche Herangehensweise zur positiven Beeinflussung der Gesundheit. Durch die Kombination verschiedener Techniken können sowohl körperliche als auch emotionale Probleme behandelt werden.

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