Wenn Berührung atmet – und Stille spürbar wird
Yuragi Shiatsu ist eine sanfte und tief nährende Form der Körperarbeit, die achtsame Berührung mit warmem Öl und der feinen, spürenden Qualität des Shiatsu verbindet. In langsamen, fliessenden Bewegungen wird das Nervensystem eingeladen, sich zu regulieren, Spannungen dürfen sich lösen, und ein innerer Raum von Sicherheit und Weite kann entstehen.
Der japanische Begriff Yuragi (揺らぎ) beschreibt das Schwingen und Pulsieren, das in der Natur allgegenwärtig ist – wie das Spiel von Licht auf Wasser, das ruhige Auf und Ab des Atems, das rhythmische Pulsieren des Lebens. Yuragi Shiatsu orientiert sich an dieser natürlichen Bewegung und bringt Körper, Geist und Seele in einen Zustand tiefer Harmonie.
Wie Yuragi Shiatsu entstanden ist
Yuragi Shiatsu ist aus einem persönlichen Bedürfnis entstanden:
der Sehnsucht, die stille Tiefe des Shiatsu mit der sinnlichen Qualität von Ölmassagen zu verbinden.
Als Shiatsutherapeut liebe ich die präzise, achtsame Berührung entlang der Meridiane, die subtile Resonanz zwischen Händen und Gewebe, die Stille, die sich dabei entfaltet. Gleichzeitig war ich fasziniert von der Wärme und der Weichheit ayurvedischer Ölmassagen – doch oft erschienen sie mir zu rhythmisch starr, zu schnell, zu wenig abgestimmt auf den individuellen Moment. Ich suchte nach einer Form, die dem Körper zuhört, die sich nicht an ein fixes Schema hält, sondern dem inneren Fluss folgt – genau dort, wo sich der Mensch gerade befindet.
So entstand Yuragi Shiatsu:
Eine eigenständige Methode, die die Langsamkeit, Präsenz und energetische Tiefe des Shiatsu mit den weichen, fliessenden Elementen der ayurvedischen Massage verbindet. Die Berührung geschieht mit warmem Öl, aber nicht in festgelegten Mustern, sondern in einem lebendigen Dialog mit dem Körper – ruhig, absichtslos, berührend.
Für wen ist Yuragi Shiatsu besonders geeignet?
Yuragi Shiatsu ist eine Einladung an all jene, die sich nach einer tieferen Form von Regeneration, Sicherheit und Selbstkontakt sehnen. Besonders hilfreich ist diese Methode für:
- hochsensible Menschen, die auf Reizüberflutung oder Druck empfindlich reagieren
- gestresste oder überforderte Personen, die Erholung auf nervlicher Ebene suchen
- Menschen mit Entwicklungstrauma, die Berührung als Ressource zur Selbstregulation erfahren möchten
- alle, die achtsame, langsame und individuell abgestimmte Körperarbeit schätzen
Diese Form der Behandlung braucht keine Worte. Sie wirkt dort, wo Sprache oft nicht mehr reicht – im Nervensystem, im Gewebe, im innersten Erleben.
Was dich erwartet
- eine warme, ruhige Umgebung – ein sicherer Raum zum Ankommen
- eine Behandlung in Rücksprache mit deinem Körper, nicht gegen ihn
- langsame Berührungen mit warmem Öl, kombiniert mit feinen Shiatsutechniken
- ein klarer Fokus auf Regulation, Loslassen, Selbstwahrnehmung
- Zeit. Langsamkeit. Tiefe.
Die Sitzung findet auf einer bequemen Liege oder einem Futon statt, je nach deinem Wunsch. Du bist leicht bekleidet oder mit einem Tuch zugedeckt – ganz so, wie es sich für dich stimmig anfühlt.
Yuragi Shiatsu im Kontext der KomplementärTherapie
Die KomplementärTherapie, wie sie in der Schweiz durch das OdA KT (Organisation der Arbeitswelt KomplementärTherapie) definiert ist, zielt auf die Stärkung der Selbstregulation, die Förderung der Selbstwahrnehmung und die Begleitung von gesundheitsorientierten Entwicklungsprozessen ab. Yuragi Shiatsu unterstützt diese Ziele auf mehreren Ebenen:
- Berührung als regulatives Mittel: Die gezielte, langsame und achtsame Berührung fördert eine parasympathische Aktivierung und stärkt damit direkt die autonome Selbstregulation des Nervensystems.
- Raum für Wahrnehmung und Integration: Die Behandlung findet in einem offenen Raum statt, der Klient*innen erlaubt, innere Zustände zu beobachten, zu integrieren und gegebenenfalls mit verbaler Begleitung zu reflektieren.
- Ressourcen- und Prozessorientierung: Yuragi Shiatsu folgt keinem starren Ablauf, sondern richtet sich nach dem individuellen momentanen Erleben der Klient*in.
Einordnung in den professionellen Rahmen
Yuragi Shiatsu kann als spezialisierte Arbeitsweise innerhalb der Methode Shiatsu verstanden werden. Es ist mit der Berufsidentität als KomplementärTherapeut*in vereinbar, da es:
- prozess- statt symptomorientiert arbeitet
- interaktiv und klientenzentriert ist
- sich auf die Stärkung der Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit fokussiert
- den professionellen Rahmen der Reflexion, Zielklärung und Prozessgestaltung einbezieht
Die therapeutische Haltung von Yuragi Shiatsu ist getragen von Präsenz, Empathie und einem tiefen Respekt für den inneren Rhythmus der Klient*in.
Neurophysiologische Fundierung
In der KomplementärTherapie wird zunehmend auch das Verständnis des Nervensystems zur Grundlage therapeutischer Prozesse. Yuragi Shiatsu basiert auf Erkenntnissen u. a. aus:
- der Polyvagal-Theorie (Stephen Porges), die betont, wie Sicherheit und soziale Verbundenheit den Vagusnerv regulieren
- der Bedeutung c-taktiler Berührungsfasern, die auf langsame, sanfte Berührung reagieren und mit dem subjektiven Empfinden von Sicherheit und Geborgenheit verbunden sind
- somatisch orientierten Traumamodellen (z. B. Somatic Experiencing, NARM), die zeigen, wie feine, nicht-invasive Körperarbeit Dissoziation abbauen und Selbstverbindung stärken kann